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Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) im Gespräch über die Zukunft des Außenhandels. Er betont die Chancen, die es in neuen Exportmärkten noch zu erschließen gilt.

Eric Schweitzer, DIHK

Wie haben Sie als Interessenvertreter der gewerblichen deutschen Wirtschaft die jüngsten wirtschaftspolitischen Entwicklungen in den USA wahrgenommen?

Es ist schon fast eine Zäsur, dass ein US-Präsident derart intensiv für geschlossene Grenzen und gegen Freihandel plädiert. Die ersten Dekrete des Präsidenten lassen erahnen, dass die Geschäfte zwischen Europa und den USA belastet werden könnten. Dabei sind und bleiben die USA aber einer unserer wichtigsten Partner. Dieses Bild sollte uns bei der Diskussion über unsere engen wirtschaftlichen Beziehungen mit den USA leiten. Die Abkehr vom freien Handel, wie der Präsident sie durch seine Schlagworte “buy American” und “American jobs first” immer wieder betont, würde am Ende auf allen Seiten Verlierer hervorbringen.

Mit welchen Argumenten führt man solche Diskussionen mit komplett gegensätzlichen Standpunkten?

Über komplexe Lieferketten sind die USA und Deutschland nicht nur miteinander, sondern auch mit einer Vielzahl weiterer Märkte vernetzt. In diesem Umfeld wirken protektionistische Maßnahmen wie eine Mauer, die inmitten einer Fabrik errichtet wird. Ich werbe daher sehr dafür, dass wir gegenüber unseren amerikanischen Partnern wie auch anderen Staaten und in der öffentlichen Diskussion hier in Deutschland nachhaltig für offene Grenzen eintreten. Dazu bietet sich auch im Rahmen der diesjährigen G20-Präsidentschaft Deutschlands eine ideale Gelegenheit.

Rücken dadurch andere Länder und Regionen stärker in den Fokus deutscher Unternehmen?

Die Entwicklungen in den USA oder auch in Großbritannien mit dem Brexit sorgen hierzulande natürlich für Verunsicherung bei den Unternehmen. Dies wirkt sich bisher konkret zwar nur wenig auf die Konjunktur aus, jedoch umso mehr auf unternehmerische Entscheidungen zum Auslandsgeschäft. Dennoch eröffnen sich derzeit auch Möglichkeiten für auslandsaktive Unternehmen. So bringt zum Beispiel CETA neue Marktchancen. Weitere Beispiele findet man in Asien, wobei man nicht nur nach China blicken sollte. Insbesondere in den ASEAN-Staaten besteht für die deutsche Wirtschaft sowie ihre Produkte und Dienstleistungen noch ein erhebliches Potenzial. Zumal sich dort ein neuer Binnenmarkt herausbildet.

“Insbesondere in den ASEAN-Staaten besteht für die deutsche Wirtschaft sowie ihre Produkte und Dienstleistungen noch ein erhebliches Potenzial”

Investitionen in diesen Ländern sind aber gerade für kleine und mittlere Unternehmen auch nicht frei von Risiken. Was empfehlen Sie den Mitgliedern Ihrer IHK-Organisation?

Ich sage ihnen, dass sie bei solchen Entscheidungen und Entwicklungsschritten nicht alleine stehen. Sie können sich auf ein starkes Netzwerk aus IHKs in Deutschland und Auslandshandelskammern (AHKs) in den Zielmärkten verlassen. Während die IHKs Unternehmen auf den Schritt ins Ausland vorbereiten, können die AHKs vor Ort Unterstützung anbieten – sowohl in Form von Rechtsberatungen als auch durch individuelle Marktanalysen oder die Vermittlung von Geschäftspartnern. Somit helfen sie nicht nur beim Erkennen und Minimieren von Risiken, sondern vor allem bei der Identifizierung von Geschäftschancen.