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Die Sick AG aus Waldkirch ist ein Weltmarktführer für Sensoren und Sensorlösungen – Schlüsselkomponenten für eine intelligente Produktion. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Robert Bauer, über das anhaltende Wachstum des Unternehmens in den globalen Märkten. 

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Dr. Robert Bauer, Vorstandsvorsitzender der SICK AG

Seit der Weltwirtschaftskrise 2009 hat die Sick AG ihren Umsatz verdoppelt – Wie haben Sie das geschafft?
Essentiell bei der Krisenbewältigung war, dass wir, trotz 20 Prozent Umsatzrückgang (-150 Millionen Euro) keinen einzigen Mitarbeiter entlassen haben. Bereits im Folgejahr 2010 hatten wir wieder das alte Niveau erreicht, bestimmte Konkurrenzunternehmen haben da einfach an Kompetenz verloren. Nachdem sich die Finanzkrise zumindest im industriellen Bereich gelegt hatte, konnten wir mit der gesamten Mannschaft weiter arbeiten. Aus dieser Finanzkrise entstand aber auch ein hoher Druck auf die gesamte Industrie in Bezug auf Produktivitätssteigerung. Dies war für unser Geschäft aber durchaus zum Vorteil, in Bezug auf Industrie 4.0 ist das aber erst der Anfang.

Wie hoch ist der Exportanteil von Sick?
Aktuell liegt unser Exportanteil bei 79 Prozent und die indirekte Quote bei 92 Prozent. Deutschland ist im Allgemeinen in den letzten Jahren stark im Export gewachsen, wir haben durch unsere Kunden selbstverständlich auch weiter ins Ausland expandiert. Nur wenige Produkte bleiben im Land.

Wie hat sich die Beschäftigtenrelation Inland/Ausland mit dieser Strategie in den letzten 5 Jahren entwickelt?
Sie ist leicht überproportional im Ausland gewachsen, aktuell sind im Inland 3000 Mitarbeiter tätig, im Ausland sind es 4000. Zur Krise 2009 lag das Verhältnis bei 50/50. Wir wachsen im Ausland, dadurch im Inland und umgekehrt, da wir die Produktion nie komplett verlagert haben, sondern die Struktur evolutionär weiter entwickeln. Wichtig ist auch der Aspekt, dass das Wachstum in Amerika und Asien Markt- und nicht kostengetrieben ist.

Ist die Kundenorientierung der große Treiber für das breite Spektrum an Produkten?
Sick will seinen Kunden eine Lösung für die individuellen Problemstellungen im Bereich der Sensorik anbieten. Die Lösung ist unabhängig von einem einzelnen Produkt, die Bandbreite reicht von einem Serienprodukt bis hin zu einem komplexen Systemansatz oder auch einem Serviceeinsatz. Die Komplexität muss technologisch, regional und kundenspezifisch gemeistert werden. Momentan vertreiben wir 40.000 verschiedene Einzelteile, davon sind 26.000 Sensorvarianten, der Rest ist Zubehör.

Diversifizierung als Antrieb

Sie haben die Diversifizierung als Ergebnis Ihrer Kundenorientierung bezeichnet. Dies ist eine Herausforderung, sowohl für die Produktion als auch für den Vertrieb. Wie qualifizieren Sie den weltweiten Vertrieb?
Laufendes Training, Qualifikation und das Produktmanagement haben eine große Bedeutung. Die Medienkommunikation sowie signifikantes Training für eine Branchengruppe spielen zudem
auch eine wichtige Rolle. Ein Vertrieb, der auf eine bestimmte Branchengruppe spezifiziert und ausgebildet ist, kann viel besser auf den Kunden eingehen.
Das Vertriebsmanagement ist beispielsweise auf die Automobilbranche, Verpackungstechnik oder auf Kraftwerkstechnologie spezialisiert. Übergreifend ist der sogenannte Flächenvertrieb tätig, der zwar über die gesamte Technologie verfügt, aber nicht bis ins kleinste Detail. Bei gesonderten technischen Problemen wird ein Spezialist hinzugezogen.
In Anbetracht von Industrie 4.0 ist die Unterstützung des technischen Know-hows an der richtigen Stelle eine extrem wichtige Komponente, damit der Vertrieb schnell auf technische Dokumente zur individuellen Problemlösung zugreifen kann.

Firmenzentrale

Firmenzentrale der SICK AG in Waldkirch

In wie vielen Ländern ist die Sick AG vertrieblich mit eigenen Gesellschaften vertreten? 
Wir sind in 36 Ländern weltweit mit eigenem Vertrieb tätig. Der Erfolgsfaktor für einen Sensorvertrieb ist der Direktvertrieb. Nur eine kleine Sparte, rund zehn Prozent, wird über den Distributionsvertrieb abgedeckt, da der Händler das technische Know-how nicht exakt weiter geben kann. Aufgrund dessen ist die Sick AG auch in 36 Ländern mit Direktvertrieb vertreten.

Warum sind Sie in manchen Ländern stärker vertreten, als in anderen? In China sind zum Beispiel 14 Vertriebsniederlassungen der Sick AG.
Die Präsenz in den einzelnen Ländern hängt alleine mit der Flächengröße des jeweiligen Landes zusammen. In den großen Ländern, wie China oder Amerika, müssen wir mit mehreren eigenen Regionalbüros vertreten sein. Zudem muss die kulturelle Anpassung stimmen. Für kleinere Länder, wie zum Beispiel die Schweiz, reicht eine Niederlassung aus.

USA – zurück zur eigenen Industriestruktur

Stichwort USA, wie ist Ihr Blick auf das Partnerland der Hannover Messe?
Die USA ist in Hinblick auf die Automatisierung ein weit entwickeltes Land, jedoch noch nicht so weit wie Deutschland. Das heißt, dass für die USA noch Nachholbedarf besteht, deshalb ist die Investition in die Automatisierungstechnik auch hier sehr hoch. Zudem ziehen die USA ihre Produktionskapazitäten aus China zunehmend zurück. Damit bauen die Vereinigten Staaten ihre eigene Industriestruktur wieder auf.

Woran erkennen Sie das?
Der Rückzug von Produktionsstätten erfolgt nicht mit veralteter, sondern immer mit der neuesten Technologie, hier kommt die Sick AG dann zum Einsatz.

Haben Sie einen Themenschwerpunkt für die Hannover Messe in Bezug auf die USA?
Wir haben viele Partner im Bereich „Industrie 4.0“. Unter anderem IBM, in der Zusammenarbeit senden wir unsere Daten direkt in die IBM-Cloud, dies ist allerdings nur ein Teil. Des Weiteren arbeiten wir auch mit der Firma Trumpf zusammen, mit der wir durch die Software „AXOOM“ auf der Hannover Messe vernetzt sein werden. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist für uns als Gründungsmitglied der „Industrial Data Space“.