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Wenn irgendwo deutlich wird, dass Wachstum auch Wettbewerb um Talente bedeutet, dann in Brasilien. Prof. Werner Faix – Direktor der SIBE – ist oft dort, um  Kooperationen im Bildungsbereich  auszubauen.

Herr Prof. Faix, vor zwei, drei Jahren, mitten in der Krise haben Sie davor gewarnt, dass der “War for Talents” global gesehen gar nicht unterbrochen war. Im Deutschland der Kurzarbeit waren Sie damit so etwas ein einsamer Rufer. Fühlen Sie sich jetzt durch die Entwicklung bestätigt?

A: Ja, der Schnelligkeit des Aufschwungs bei uns in Deutschland stand ein durch die Krise nahezu ungebrochenes Wachstum in den wichtigsten Schwellenländern gegenüber. Das haben unsere Industrieunternehmen eigentlich immer im Blick gehabt. Wer dort mitwachsen will, braucht jetzt hier und in den Zielmärkten die entsprechenden Ressourcen für erfolgreiche Internationalisierung. Mehr und gute Mitarbeiter und vor allem gute Führungskräfte zu bekommen, ist überall schwieriger geworden. Sie dann zu entwickeln und zu halten, ist die ganz große Herausforderung.

Die Steinbeis-Universität erweitert jetzt gezielt Kooperationen mit Brasilien. Was empfehlen Sie Mittelständlern, die dort agieren, damit diese im Wettbewerb um Talente mithalten können?

Ein bißchen mehr Gehalt als im Landesdurchschnitt bezahlen, das alleine reicht in Brasilien heute nicht mehr. Hier in Brasilien zählt die Perspektive für die persönliche Entwicklung. Und genauso stark das soziale Umfeld, in dem gearbeitet und ausgebildet wird. Wenn man schon aus den Metropolen zu den deutschen Industrieunternehmen in die Industrievororte hinausgeht, müssen Dinge wie Weiterbildungsmöglichkeiten, Karrierechancen, die Kindergartenbetreuung, eine gute Kantine geregelt sein. Hilfe beim Schulgeld, die Einbindung von Familien in das soziale Leben im Unternehmen ist viel wichtiger als bei uns. Auch soziales Engagement oder Anstrengungen im Umweltbereich zahlen sich für das Ansehen, das eine Firma vor Ort gewinnt, aus.

 Wie gut und wie praxisnah ausgebildet sind dort Absolventen von den Hochschulen?

Es gibt ganz hervorragende Universitäten in Brasilien. Die jungen Leute sind unglaublich optimistisch, hochmotiviert. Das teilt sich jedem Unternehmer bei Besuchen im Land mit. Diese Energie gezielt zu lenken und mit den Anforderungen, die sich in einem weltweiten Produktionsverbund auch im Mittelstand stellt, das ist die Aufgabe, die sich durch intellegente Trainings- und Qualifizierungskonzepte und ein strategisch durchdachtes Talent- und Kompetenzmanagement lösen läßt. Die Verbindung von Qualifizierung und Praxis ist noch in den Anfängen. Hier wie auch in anderen Schwellenländern haben wir als Steinbeis Universität gemeinsam mit den Industrieunternehmen noch gute Chancen.

Wie reagieren Sie in der Ausbildung auf eine sich ja immer rascher verändernde Welt?

A: Indem wir die Unvorhersehbarkeit von Entwicklungen und die zunehmende Komplexität, die auch in der jüngsten CEO-Studie der IBM als größte Management-Herausforderungen benannt werden , sogar zum Ausgangspunkt von Studienprogrammen machen. Nicht nur die Anwendung von Standardmethoden, sondern Innovationen in den Unternehmen zu erkennen und auch durchzusetzen, machen wir zum Inhalt und Maßstab unserer Studiengänge. Handlungskompetenz global, das ist unser Bildungsziel.-

Prof. Dr. Werner Faix, ist Direktor der  School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) und der Steinbeis-Hochschule Berlin