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Friedhelm Loh, Vorsitzender der Friedhelm Loh Gruppe und Geschäftsführer von Rittal über die Hannover Messe als Startpunkt für den weltweiten Erfolg – und über die Zukunft einer global vernetzten Produktion.


Herr Loh, die wievielte Hannover Messe ist das für Sie persönlich eigentlich dieses Jahr? Haben Sie mitgezählt?

Alles zusammengezählt komme ich bestimmt auf 80 bis 90 Messen. 1962 war ich zum ersten Mal mit meinem Vater hier, ab 1974 als Geschäftsführer dann regelmäßig. Unser 50jähriges Jubiläum als Aussteller der Hannover Messe haben wir bei Rittal auch schon eine Weile hinter uns…

Welche Rolle spielt für Sie die Hannover Messe heute bei der Ansprache eines globalen Industriepublikums?

Der Rittal-Erfolg hat viele Väter. Einer ist mit Sicherheit die Hannover Messe. Rittal war immer ein sehr kundenorientiertes und damit messeorientiertes Unternehmen. Ein Großteil unserer internationalen Gesellschaften kamen über die Messe zustande. Leute kennenlernen, Kontakte machen, dann irgendwann mit einer eigenen Gesellschaft starten: So haben wir seit den 70ern über 50 Töchter im Ausland gegründet. Unser weltweiter Erfolg hat also sehr stark mit der Internationalität der Hannover Messe zu tun.Für uns ist darum auch sehr wichtig, dass die Messe heute mit ihren Auslandsveranstaltungen Brücken in die internationalen Märkte baut.

“Der Rittal-Erfolg hat viele Väter.
Einer ist mit Sicherheit die Hannover Messe”

Wie bewerten Sie die Stimmung auf den internationalen Märkten in diesem Jahr der Diskussionen um die Zukunft des Exports?

Ich glaube wir haben eine Zeit hinter uns, über die in den Geschichtsbüchern Positives geschrieben werden wird. Nach dem Fall der Mauer, einer Ausnahmesituation, haben wir Deutschland eine Riesenchance genutzt. Jetzt aber müssen wir einfach mit politischen Veränderungen rechnen, nicht nur in den USA. An diese Veränderungen muss sich die Wirtschaft anpassen. Diese Herausforderungen müssen wir genauso annehmen wie einst die Internationalisierung in den 70er Jahren. Es gilt, sich vernünftig und zielorientiert in den einzelnen Ländern zu positionieren.  

Was sind dabei die Perspektiven für die weitere Internationalisierung?  

Wir haben uns stark in die Märkte hineinentwickelt und produzerien in China, Indien, Italien, England, USA, Brasilien, Südkorea. Das sind für uns Startrampen, wenn wir stärker in die Länder gehen müssen oder zentral bleiben. Wir können in relativer kurzer Zeit den Blueprint für die Fertigung nehmen und irgendwo auf der Welt ausrollen. Das gilt nicht nur für die Produktion, sondern auch für die IT, die wir international standardisiert haben. Wir haben 500 Mitarbeiter in den USA, 800 in UK – über die Nutzung unserer Kapazitäten können wir dort sehr rasch mehr national produzieren. Unsere Werke sind für uns auch kommunizierende Röhren für die gesamten Regionen, Asien können wir von China oder Indien aus beliefern. Das bedeutet für uns, dass wir internationalen Handelsabkommen genau auf die Möglichkeiten hin studieren müssen, die für uns jeweils gegeben sind. Wir in Deutschland haben die Produkte, die Menschen und auch die Kenntnisse der internationalen Märkte – also gute Voraussetzungen, mit den neuen Herausforderungen fertig zu werden.

Welchen Stellenwert hat dabei die Digitalisierung?

Also zunächst müssen wir ein Industrieland bleiben, das wettbewerbsfähig ist. Bei der Digitalisierung müssen wir uns in relativ hoher Geschwindigkeit in neue Geschäftsfelder hineindenken. Gerade im Mittelstand bedeutet das gewaltige Kraftanstrengungen – bei Investition und der Manpower, die man dafür braucht. Wenn Produkt, Maschine und Prozess auf Software basieren, werden wir bald einen Mangel an Software-Entwicklern haben, die den Mangel an Ingenieuren in den Schatten stellt. Ich will das nicht dramatisieren: Aber die Digitalisierung gehört genauso wie einst die Forschung in ein öffentliches Fördermodell. Unser Land hat große Chancen in der Digitalisierung, die wir nicht verpassen dürfen.

Rittal, Hannover Messe 2016